Basisches Wasser, alkalisches Wasser – Was ist das?
Basisches Wasser trendet. Es gibt Befürworter und Kritiker von basischem Wasser, die einerseits auf die gesundheitsförderlichen Aspekte und andererseits auf die gesundheitsschädlichen Wirkungen aufmerksam machen. Wir schauen uns in diesem Beitrag an, was dahinter steckt.
Was ist basisches Wasser?
Es gibt einen Messwert, mit dem Wasser in basisch, neutral oder sauer eingeteilt wird: der pH-Wert. Er beschreibt das Gleichgewicht zwischen positiv geladenen Hydroxonium-Ionen (H3O+) und negativen Hydroxid-Ionen (OH-) im Wasser.
Wenn mehr Hydroxonium-Ionen in einer wässrigen Lösung enthalten sind, dann ist sie sauer (niedriger pH-Wert). Wenn mehr Hydroxid-Ionen enthalten sind, dann ist die Lösung basisch (hoher pH-Wert). Wenn beide Ionen gleich häufig sind, dann ist die Lösung neutral (pH = 7). Die pH-Skala reicht von 0 bis 14. Basisches Wasser und alkalisches Wasser sind übrigens dasselbe.

Welche Wassersorten haben welche pH-Werte?
Trinkwasser aus der Leitung hat typischerweise einen pH-Wert zwischen 7 und 8, kann bei längerem Stehen aber Kohlendioxid aus der Luft aufnehmen und dadurch etwas saurer werden. Laut Trinkwasserverordnung sind Werte zwischen 6,5 und 9,5 erlaubt. Die gelöste Kohlensäure ist der Grund, warum Sprudelwasser pH-Werte von unter 7 aufweist, meist zwischen 5,5 und 6,5. Kalkhaltiges Wasser ist durch die basisch wirkenden Carbonat-Ionen in der Regel alkalisch.
Welche gesundheitlichen Vorzüge werden basischem Wasser zugeschrieben?
Regulierung des Säure-Base-Haushalts, Schutz vor Nierensteinen, Osteoporose, Sodbrennen, ja sogar vor Krebs und Herzerkrankungen, das soll basisches Wasser alles leisten können. Es soll freie Radikale einfangen, damit antioxidativ sein und sich förderlich auf den Stoffwechsel und die Nährstoffaufnahme auswirken. Verfechter von basischem oder alkalischem Wasser propagieren einen pH-Wert zwischen 8 und 9, um diese positiven Wirkungen zu erzielen.
Wie kannst Du basisches Wasser herstellen?
Prinzipiell ist die Herstellung von alkalischem Wasser eine ganz einfache Sache. Du benötigst lediglich reines Leitungswasser oder Osmosewasser. Diesem mischst Du dann Natron (Natriumhydrogencarbonat) oder den Saft einer halben Zitrone bei. Eine weitere Möglichkeit ist die Zugabe von pH-Tropfen. Aber auch das Abkochen von 5 bis 10 Minuten kann den pH-Wert des Wassers erhöhen. Hierzu ist allerdings zu bemerken, dass bei höherer Temperatur die Eigendissoziation des Wassers steigt. Ein höherer Gehalt an Hydroxonium-Ionen bedeutet bei reinem Wasser eigentlich einen niedrigeren pH-Wert. Es wird aber nicht saurer, weil gleichzeitig die Hydroxid-Ionen-Konzentration steigt. Durch Kochen alkalischer wird Wasser nur, wenn vorher gelöstes Kohlendioxid (Kohlensäure) ausgetrieben wird.
Noch ein kleiner Hinweis: Bist Du auf eine natriumarme Ernährung angewiesen, dann füge Deinem Wasser kein Natron hinzu. Dadurch wird nämlich der Natriumgehalt zu stark erhöht. In diesem Fall hilft nur die Zitrone. Eine andere Methode ist die Ionisierung von Wasser durch einen Wasserionisierer. Aber dieses Verfahren beleuchten wir in einem anderen Artikel.
Kann man alkalisches Wasser kaufen?
Ja, das geht. Zum einen in Form von reinem Quellwasser, dessen Alkalisierung durch Mineralien aus dem Boden auf ganz natürliche Art und Weise erfolgt. Oder es gibt spezielle Heilwassersorten, die auch alkalisch sind. Sowohl reines Quellwasser als auch Heilwasser gibt es in manchen Supermärkten oder Reformhäusern zu kaufen. Meistens ist alkalisches Wasser nicht in Plastikflaschen verpackt, um eine Verunreinigung durch unerwünschte, wasserlösliche Stoffe zu vermeiden. Auch ionisiertes Wasser kannst Du abgepackt kaufen.
Tacheles: Was ist mit den angepriesenen Vorzügen von basischem Wasser?
Basisches Wasser soll eine Übersäuerung des Körpers ausgleichen, basisches Wasser gelangt besser in die Zellen und neutralisiert dort Säuren. Das sind Behauptungen, mit denen alkalisches Wasser beworben wird. Basisch bedeutet also gesund. Aber ist das wirklich so? Schauen wir uns ein paar Fakten zum menschlichen Organismus an.
Der Säure-Base-Haushalt
Der Säure-Base-Haushalt ist ein System, das streng reguliert ist, damit der menschliche Körper gut funktionieren kann. Ein gesunder Mensch besitzt sowohl saure als auch basische pH-Bereiche. Sauer sind zum Beispiel der Magen (pH < 2), der Dickdarm (pH um die 6) oder die Haut (pH 4,8 bis 5,5). Es wäre für die Gesundheit fatal, diese Bereiche alkalisch machen zu wollen. Das stark saure Milieu des Magens tötet Keime ab und verdaut Eiweiße. Im Dickdarm und anderen Bereichen fördert das schwach saure Milieu die Bildung nützlicher Bakterien und hemmt die Vermehrung von Krankheitserregern.
Dagegen sind große Bereiche des Dünndarms, viele Gewebearten oder das Blut basisch. Gerade das Blut besitzt ein hocheffizientes Puffersystem, das den pH-Wert stabil in einem Korridor von 7,35 bis 7,45 hält. Sobald dieser Korridor verlassen wird, wird es bedrohlich. Jedoch muss viel passieren, damit es zu einer solchen Abweichung kommt.
Was ist Übersäuerung?
Negativer Stress, Mineralstoff- und Schlafmangel, aber natürlich auch eine unausgewogene Ernährung von zu viel übersäuernden (Zucker, Lebensmittelzusatzstoffe, Kaffee, Alkohol, Weißmehl) und zu wenig basenbildenden Lebensmitteln (Gemüse, Obst) sind Risikofaktoren. Eine zu hohe Belastung führt zu einem Mangel an Abgabemöglichkeiten und das Gewebe wird übersäuert. Mögliche Folgen sind Stoffwechselstörungen, Arthritis, Nierensteine und ein erhöhtes Risiko für Herzinfarkte oder Schlaganfälle.
Hilft das Trinken von basischem Wasser?
Was passiert beim Trinken? Als erstes gelangt das basische Wasser in den Magen. Dort trifft es auf die starke, physiologisch notwendige Magensäure, und dann ist es eigentlich schon vorbei mit der alkalischen Herrlichkeit.
Das Geheimnis von basischem Wasser liegt daher nicht im pH-Wert, sondern in den Inhaltsstoffen. Viele Mineralien wie Calcium, Magnesium und Zink, die den Magen passieren, wirken später basisch und fördern spezifische Stoffwechselvorgänge zur Entsäuerung des Körpers. Das ist auch die Erkenntnis vieler Studien, die sich mit basischem Wasser beschäftigen. Wenn das verabreichte basische Wasser in diesen Studien mit Mineralstoffen angereichert war, dann konnten positive Wirkungen festgestellt werden. Dazu gehören:
- Erhöhte Knochendichte (gegen Osteoporose)
- Verbesserter Stuhlgang und besserer Blutfluss
- Verlangsamte Alterung bei Mäusen
- Bessere Fertilität bei Ratten
- Schutz gegen Diabetes bei Ratten
Was kann basisches Wasser nicht?
Basisches Wasser ist definitiv kein Wundermittel. In den Bereich der Mythen müssen physikalisch-chemische Aussagen verwiesen werden, die sich besonders mit ionisiertem basischem Wasser beschäftigen. Es existieren weder freie Elektronen, die Radikale binden könnten, noch ist das Wasser elektrisch geladen, was angeblich die Oberflächenspannung der Zellen verbessern soll. Das ist alles chemisch unmöglich. Aber auch für „normales“ basisches Wasser müssen einige Dinge klargestellt werden:
- Toxische Säuren im Körper werden NICHT neutralisiert.
- Es gibt KEINE besondere Wasserstruktur, die die Aufnahme in die Zellen erleichtert.
- Mineralien sind NICHT besser bioverfügbar.
- Es gibt KEINEN erhöhten, „belebenden“ Sauerstoffgehalt.
Ist basisches Wasser schädlich?
Schwach basisches Wasser ist nicht schädlich. Die Trinkwasserverordnung erlaubt pH-Werte bis 9,5. Wer allerdings regelmäßig basisches Wasser mit pH = 10 trinkt, der tut seinem Körper definitiv nichts Gutes. Die Hauptwirkung ist zunächst eine Neutralisation der Magensäure, was folgende Konsequenzen haben kann:
- Keime können sich bilden, die in den Dünndarm gelangen und dort zu einer Fehlbesiedlung führen können.
- Proteine werden schlechter verdaut, in der Folge können Allergien und Autoimmunerkrankungen auftreten.
- Ein erhöhter Kaliumspiegel kann zu Herzrhythmusstörungen führen.
Was ist mit Heilwasser?
Heilwasser ist faktisch nichts anderes als Wasser mit über 1 g/l Hydrogencarbonat. 2 Liter am Tag davon sind unbedenklich. Natron als Mittel zur nachhaltigen Entsäuerung ist nicht zu empfehlen. Kurzzeitig – als Kur – kann es helfen, wobei einige Dinge zu beachten sind.
- Nur 1 h vor und 2 h nach dem Essen einnehmen, um die Funktion der Magensäure nicht zu beeinträchtigen.
- Auf Verdauungsbeschwerden (Völlegefühl, Aufstoßen) achten und Dosierung verringern.
- Maximaldosierung: 3x täglich ein halber Teelöffel
Basisches Wasser ist kein Wundermittel gegen Übersäuerung
Basisches Wasser ist kein Allheilmittel gegen Übersäuerung und kann nicht verhindern, dass Du Deinen Lebensstil nachhaltig ändern solltest. Tatsache ist, dass der Wasserkonsum nicht nur aus stärker basischem Wasser bestehen sollte. Die negativen Folgen für Deinen Körper wären zu hoch. Konzentriere Dich lieber auf eine ausgewogene Ernährung mit viel Obst, Gemüse, Fisch und Hülsenfrüchten, aber wenig Fleisch. Und reduziere bei Bedarf Deinen Kaffee-, Zigaretten- und/ oder Alkoholkonsum.