Weiches Wasser – was ist das?
Nicht überall in Deutschland gibt es weiches Wasser. Je nach Untergrund, Gesteinsbeschaffenheit und Co. gibt es weiches, mittleres und hartes Wasser. Grundsätzlich sagt die Wasserhärte rein gar nichts über die eigentliche Wasserqualität aus. Dennoch lohnt es sich, mehr über weiches Wasser und dessen Eigenschaften zu erfahren.
Was bedeutet weiches Wasser?
Inhaltsverzeichnis
Wasser ist eine Verbindung aus Wasserstoff und Sauerstoff. Kurz: H₂O. Darüber hinaus befinden sich noch einige gelöste Mineralstoffe im Wasser. Diese sind in der Regel:
- Barium
- Beryllium
- Calcium
- Magnesium
- Strontium
Je nach Menge im Wasser gilt dieses als weich oder hart.
Welchen Härtegrad hat dieses Wasser?
Die Wasserhärte wird in Deutschland mit dem „deutschen Härtegrad“, kurz „dH“ angegeben. Je nach Menge der gelösten Mineralstoffe (Kalzium und Magnesium), wird das Wasser dann in einen der drei Härtebereiche eingeteilt: weich, mittel, hart. Weiches Wasser herrscht bei einer Wasserhärte von maximal 8°dH vor. In diesem Fall sind pro Liter Wasser 1,5 Millimol Kalzium- und Magnesiumverbindungen enthalten. Je mehr dieser Verbindungen enthalten sind, desto härter wird das Wasser.
Wie schmeckt weiches Wasser?
Weiches Wasser hat einen neutralen Geschmack, während hartes Wasser eher einen intensiveren Geschmack hat. Doch auch hier gibt es, je nach Region und Bodenbeschaffenheit Unterschiede. Am deutlichsten treten diese Unterschiede bei Tee oder Kaffee zum Vorschein. Wer kennt das nicht, dass oftmals der Kaffee oder Tee im Urlaub anders schmeckt als zu Hause? Generell kommt der Geschmack im Wasser von den darin gelösten Mineralien, die alle anders schmecken:
- Natrium schmeckt salzig.
- Magnesium schmeckt hochkonzentriert bitter.
- Calcium erinnert an Seife.
Jedoch musst Du hierzu schon sehr feine Geschmacksknospen haben, um diese feinen Unterschiede genau aus dem Wasser herauszuschmecken.
Wo gibt es Wasser mit niedriger Härte in Deutschland?
Die Wasserhärte ist von Region zu Region in Deutschland unterschiedlich. Verantwortlich dafür sind die Gesteinsvorkommen und der Untergrund, durch die das Wasser fließt. In Süddeutschland gibt es vermehrt Kalk, Gips und Dolomit im Boden. Daher ist hier die Wasserhärte tendenziell härter. Das gilt auch für Thüringen und Berlin, Brandenburg oder Mecklenburg-Vorpommern. Mit am härtesten ist das Wasser in Mücheln (Sachsen-Anhalt) mit 45,15 °dH.
Weiches Wasser hingegen kommt bei kristallinen Gesteinen im Boden vor. Dazu zählen Granit, Gneis oder Basalt.
So hat Bonn beispielsweise nur eine Wasserhärte von 5,8 °dH. Regionen mit weichem Wasser sind unter anderem Bremen, Hamburg, sowie die Gebiete rund um Essen, Bochum, Dortmund und Duisburg.
Ist weiches Wasser gut oder schlecht?
Wie bereits erwähnt, enthält weiches Wasser wenige der genannten Erdalkalimetall-Ionen. Am deutlichsten wird das im eigenen Haushalt durch die wenigen Kalkrückstände auf den Armaturen oder im Wasserkocher auffallen. Doch weiches Wasser hat noch weitere Vorteile:
- Durch den fehlenden Kalk verringern sich die Ablagerungen in Wasserrohren und Heizkesseln. Das spart nicht nur Energiekosten, sondern verringert auch den Wartungsaufwand und verlängert die Lebensdauer der Geräte. Und das wiederum schont den Geldbeutel.
- Mit weichem Wasser schäumen Putz-, Spül- und Waschmittel besser auf. Dementsprechend weniger wird benötigt. Das gilt auch für Seifen, Badezusätze und Shampoos – sehr zur Freude des Geldbeutels und der Umwelt.
- Weiches Wasser ist besser für viele Zimmerpflanzen. Vor allem Orchideen lieben kalkarmes Wasser.
- Weiches Wasser entzieht der Haut weniger Feuchtigkeit, wie hartes Wasser. Auch der Feuchtigkeitsgehalt der Haare bleibt erhalten. Das Ergebnis sind weiche Hände und Haare.
Doch weiches Wasser kann auch schlecht sein.
Wann ist weiches Wasser schlecht?
Weiches Wasser hat keine der sogenannten Härtebinder (Erdalkalimetalle). Doch gerade diese Härtebinder sind für die Lösung von Silikaten und Phosphaten erforderlich. Das kann in manchen Fällen nachteilig sein. Denn Silikate und Phosphate können das ein oder andere Oberflächenmaterial angreifen. Dies hat zur Folge, dass Rohrleitungen, Beton- oder Glasflächen leichter korrodieren können. Auch löst vollständig weiches Wasser Seife und Waschmittel kaum noch auf. Das führt unter anderem zu Problemen beim Wäschewaschen (Waschmittelrückstände auf der Kleidung). Komplett kalkfreies Wasser kann auch dazu führen, dass sich Seife schlechter auflöst. Daher empfehlen auch die Hersteller vieler Wasserenthärtungsanlagen einen Härtegrad von 8,3 bis 8,4 °dH. Damit kannst Du immer noch die Vorteile von enthärtetem Wasser genießen, verringerst aber dessen Nachteile.
Warum schäumt weiches Wasser mehr als hartes?
Es gilt: Je härter das Wasser, desto mehr Waschmittel und Seife brauchst Du. Aber warum ist das so? Der Grund sind die gelösten Kalzium- und Magnesiumionen. Die Seifenmoleküle gehen mit ihnen eine Verbindung ein und es entsteht die sogenannte unlösliche „Kalkseife“. Gerade beim Wäschewaschen kann das ärgerlich werden. Denn die Kalkseife fällt als Flocken aus und legt sich auf der Wäsche nieder. Auch bleiben mehr Waschmittelrückstände in der Waschtrommel zurück. Das verschmutzt auf Dauer die Trommel und beschädigt im schlimmsten Fall auch die Maschine. Hinzu kommt, dass die gebundenen Seifenmoleküle Schmutz schlechter entfernen. Daher wird bei hartem Wasser mehr Reinigungsmittel benötigt. Im Umkehrschluss ist das auch die Erklärung auf die Frage: Warum weiches Wasser mehr schäumt. Die Seife bleibt an keinen Salz-Ionen kleben.
Kann weiches Wasser nachträglich härter gemacht werden?
Gerade wer wegen zu weichem Wasser mit den genannten Problemen zu kämpfen hat, stellt sich oft die Frage: Kann dieses Wasser hart gemacht werden? Ist eine Enthärtungsanlage verbaut, lässt sich dies einfach über die Geräteeinstellungen lösen. Anders sieht es aus, wenn Du in einer Region mit sehr weichem Wasser lebst. Dann hilft mitunter nur das Beimengen von Wasserhärtern. Es gibt aber mittlerweile auch Duschköpfe mit extra Wasserhärtereinheiten.
Aber was kannst Du tun, wenn Du in einer Region mit hartem Wasser wohnst, aber ein begeisterter Aquarianer bist und für Deine Fische weiches Wasser im Aquarium brauchst?
Wie Du weiches Wasser im Aquarium bekommst
Liegt eine zu hohe Gesamthärte vor, können Aquarianer das Wasser für ihr Aquarium auf unterschiedliche Art und Weise weicher machen. Am einfachsten gelingt dies mit dem Verschneiden mit weicherem Wasser. Das kann sowohl Regenwasser als auch das Wasser aus einer Osmoseanlage sein. Oder in das Wassernetz zu Hause wird eine Umkehrosmoseanlage eingebaut. Damit kannst Du das Wasser beinahe vollständig demineralisieren.
Jedoch solltest Du wissen: Möchtest Du ein sogenanntes Nullwasser im Aquarium verwenden, muss es mit etwas härterem Wasser vermischt werden, damit es ein Mindestmaß an Mineralien enthält. Als Alternative sind hierfür im Handel auch sogenannte Aufhärtesalze erhältlich. Eine andere Möglichkeit, hartes Wasser für die Verwendung im Aquarium weich zu machen, ist der Einsatz speziell dafür hergestellter Pflegeprodukte. Diese bewirken eine Ausfällung der Magnesium- und Kalziumionen und damit eine Absenkung des pH-Wertes auf ein niedriges Niveau.
Warum vertragen Aquariumfische weiches Wasser oftmals besser und welche sind das?
Wer sich ein Aquarium in die Wohnung stellt, möchte es am liebsten mit bunten, schillernden Fischen bevölkern. Doch da die meisten tropischen Aquarienfische aus Regionen mit sehr weichem Wasser stammen, stehen gerade Anfänger vor der Frage: Welche Fische für welches Wasser?
Fische für weiches Wasser:
- Rote Neons
- Allg. Neonfische
- Rotkopfsalmler
- Kletterfischartige wie Laub-Zwerg-Kampffisch oder Mondscheinfadenfisch, Mosaikfadenfisch
- Südamerikanischer Vielstachler
- Diskus
- Diverse Buntbarsche wie Flaggen-Buntbarsch, Grundel-Buntbarsch oder gelber Zwerg-Buntbarsch
- Grüner Leporinus
- Neonsalmler
- Zebra-Gerardsalmler
Fische für hartes Wasser:
- Guppys
- Platys
- Black Mollys
- Indischer Glasbarsch
- Tigerbarsch
- Goldfisch
- Glühköpfchen
- Roter Löwenkopf
Es gibt aber auch Arten, denen die Wasserhärte egal ist, wie dem Zebrabärbling oder Keilfleckbarben. Solange das Aquariumswasser nicht zu weich oder hart ist, fühlen sie sich wohl.
Hilft Wasser mit niedriger Härte gegen Algen?
Bleiben wir einmal im Bereich Aquaristik. Mit ein weiteres wichtiges Thema ist der Algenbefall. Gerade hartes Wasser kann im Aquarium, aber auch in Gartenteichen in Verbindung mit anderen Wasserinhaltsstoffen zu starker Algenblüte führen. Die Folge: Das biologische Gleichgewicht gerät aus den Fugen, die Fische und andere Pflanzen bekommen zu wenig Sauerstoff und sterben. Eine gute Methode, dies zu verhindern, ist weiches Wasser. Entweder aus einer Osmoseanlage oder, wie bereits beschrieben, aus einer Verschneidung von hartem Wasser mit Regenwasser.
Weiches Wasser ist besser als gedacht
Weiches Wasser hat zahlreiche Vorteile. Zwar können manche Oberflächen oder Kupferleitungen unter weichem Wasser leiden – dafür verringert sich aber der Verschleiß bei vielen gängigen Haushaltsgeräten, wie Geschirrspülmaschine oder Kaffeemaschine. Auch der Verbrauch von Waschmitteln und Reinigungsprodukten sinkt bei weichem Wasser deutlich. Doch leider kannst Du Dir im ersten Moment nicht aussuchen, ob aus Deinem Wasserhahn weiches oder hartes Wasser fließt. Denn das wird ausschließlich von der Region und den dort vorherrschenden Böden und Gesteinen bestimmt. Aber mit Wasserenthärtern oder Osmoseanlagen kannst Du dafür sorgen, dass auch Du weiches Wasser zur Verfügung hast.