Natriumarmes Mineralwasser: Gesund oder Etikettenschwindel?
Natriumarm, das ist ein Schlagwort, mit dem viele Anbieter von Mineralwassern Werbung machen. Aber ist Natrium nicht auch ein physiologisch wichtiges Element, welches Dein Körper unbedingt braucht? Wir schauen uns das Thema rund um natriumarmes Mineralwasser einmal genauer an und erklären Dir, wie sich der scheinbare Widerspruch auflösen lässt.
Natrium: Was ist das?
Inhaltsverzeichnis
Natrium hat einen Massenanteil von 2,64 % an der Erdkruste und ist damit das sechsthäufigste Element in der Erdhülle. Natrium ist ein Alkalimetall und in Reinform sehr reaktionsfreudig. Das bedeutet, dass es in der Natur vorwiegend als Salz vorkommt. Die meisten Salze des Natriums sind sehr leicht wasserlöslich. Das bekannteste Salz ist Kochsalz (Natriumchlorid, NaCl). Da Chloratome etwas schwerer sind als Natriumatome, besteht Kochsalz zu etwa 40 % aus Natrium. Durch die gute Löslichkeit von Natriumsalzen ist Meerwasser beispielsweise ein großer Speicher von Natrium. Mit einem durchschnittlichen Gehalt von 11 g/l ist Meerwasser anders als Mineralwasser keineswegs natriumarm, sondern das genaue Gegenteil.
Physiologische Bedeutung von Natrium
Natrium ist wichtig für den menschlichen Organismus. Im Kern spielt es bei drei Prozessen eine wesentliche Rolle:
- Aufgrund seiner osmotischen Aktivität (hohes Wasserbindungsvermögen) trägt es in dominanter Weise zur Regulierung des Wasserhaushalts im Körper bei.
- Darüber hinaus leistet Natrium einen Beitrag, den Säure-Base-Haushalt und den Blutdruck zu regulieren.
- Auf Ebene der Zellen beteiligt sich Natrium an der Stabilisierung des Membranpotenzials und sorgt somit für einen aktiven Transport von Molekülen über die Zellmembran hinweg.
Bei Natriummangel kann es zu Symptomen wie Verwirrtheit, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen kommen. Außerdem ist mit einem erniedrigten Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, Krämpfen und Koma zu rechnen.
Bei einer Überversorgung mit Natrium kann es neben starkem Durst zu fast denselben Symptomen kommen. Hier sind Verwirrtheit, Übererregbarkeit, Krämpfe und Koma zu nennen. Unter Überversorgung (Hypernatriämie) versteht man Serumkonzentrationen von mehr als 3,3 g/l. Eine langfristige erhöhte Natriumzufuhr führt zwar nicht zu solchen Werten, kann aber trotzdem zu Bluthochdruck führen und das Risiko anderer Herz-Kreislauf-Erkrankungen signifikant erhöhen.
Ursachen für Natriummangel und Natriumüberversorgung
Über die Nahrung allein kann es kaum zu einer Überversorgung oder zu einem Mangel kommen. Überversorgung lässt sich meist durch krankheitsbedingten Wasserverlust oder -mangel erklären. Natriummangel kann durch übermäßiges Schwitzen, akute Magen-Darmentzündungen oder überdosierte harntreibende Medikamente (Diuretika) bei gleichzeitig extrem erhöhter Wasserzufuhr entstehen.
Wann ist Mineralwasser natriumarm?
Mineralwasser gilt als natriumarm, wenn es weniger als 20 mg/l Natrium enthält. Zum Vergleich, die deutsche Trinkwasserverordnung sieht einen oberen Grenzwert von 200 mg/l vor. Das ist das Zehnfache. Auf der anderen Seite gibt es einen solchen oberen Grenzwert nur für Trinkwasser und nicht für Mineralwasser. Im Naturprodukt Mineralwasser können so schon einmal 1,5 bis 2 g/l Natrium enthalten sein, was wiederum dem Zehnfachen des Trinkwasser-Grenzwerts entspricht. Aber ist natriumarmes Mineralwasser nun gut oder schlecht? Schauen wir uns dafür den Natriumbedarf des Menschen an.
Wie viel Natrium braucht der Mensch?
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung DGE empfiehlt für Erwachsene eine Tagesration von 1500 mg (1,5 g) Natrium. Das entspricht knapp 4 g Kochsalz. Laut einer Studie zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland nahmen Frauen im Durchschnitt 3,3 g und Männer 3,9 g Natrium zu sich, entsprechend etwa 8,3 g bzw. 9,8 g Kochsalz. Damit ist die Natriumzufuhr hierzulande mehr als doppelt so hoch wie die empfohlene Tagesdosis. Und damit steigt auch die Gefahr von Bluthochdruck und anderen Herz-Kreislauf-Erkrankungen.
Natriumarmes Mineralwasser im Ernährungskontext
Die Frage, ob Du natriumarmes Mineralwasser kaufen und trinken solltest, muss in einem größeren Kontext betrachtet werden. In Deutschland wird offensichtlich zu viel Natrium über die Nahrung aufgenommen. Grundsätzlich weisen unverarbeitete Lebensmittel einen geringeren Natriumanteil auf als verarbeitete Lebensmittel.
- Natriumarme Lebensmittel: Nüsse, Gemüse, Obst
- Natriumreiche Lebensmittel: Käse, Wurst, Fischkonserven, viele Fertiglebensmittel
Wenn Du zu den Leuten gehörst, die sich normal – also zu salzreich – ernähren, dann ist es definitiv sinnvoll, natriumarmes Mineralwasser oder Leitungswasser zu trinken. Eine Flüssigkeitszufuhr von mindestens 1,5 Litern Wasser oder ungezuckerten Getränken sollte gewährleistet sein, besser noch 2,5 Liter. Selbst mit Leitungswasser, welches den Natrium-Grenzwert erreicht, hast Du Deinen täglichen Natriumbedarf damit noch nicht gedeckt.
Je gesünder Du Dich ernährst, und dabei auf verarbeitete Lebensmittel verzichtest, desto eher kannst Du Dir Leitungswasser oder natriumreicheres Mineralwasser leisten. Aber aufgepasst: 1 Liter natriumreiches Mineralwasser mit 1500 mg deckt bereits Deinen kompletten Tagesbedarf.
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Sonderfall Sport
Wenn Du viel Sport treibst und dabei stark schwitzt, dann verliert Dein Körper viel Salz. Je nachdem, wie Deine sonstige Ernährungssituation aussieht, kann natriumarmes Mineralwasser in diesem Fall nicht die allerbeste Wahl sein. Aber dies ist definitiv eine Einzelfallentscheidung. Grundsätzlich ist bei der hierzulande üblichen Ernährung davon auszugehen, dass natriumarmes Mineralwasser auch bei Sportlern hilfreich ist und zu einer „Verdünnung“ des Salzgehalts beiträgt.
Mineralwasser versus Trinkwasser
Losgelöst davon, ob das Mineralwasser natriumarm ist oder nicht, gäbe es noch viel zum Thema Leitungswasser vs. Mineralwasser zu diskutieren. Die Trinkwasserverordnung wird in Deutschland strikt umgesetzt, das heißt, es kommt sauberes, unbelastetes Wasser aus dem Wasserhahn. Das ist nicht bei jedem Mineralwasser der Fall. Schwermetalle und andere Schadstoffe können hier durchaus stärker vertreten sein. Es bleibt aber dabei, dass in Sachen Natrium eine besonders geringe Konzentration als vorteilhaft angesehen werden kann.
Welche natriumarmen Mineralwasser gibt es?
Es gibt eine Vielzahl von natriumarmen Mineralwassern. Ein paar davon haben wir, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, in der folgenden Liste aufgeführt.
Abenstaler Quelle | 3 mg/l |
Adldorfer Spritzig, Medium, Still | 4 mg/l |
Alasia Perle Pur | 3 mg/l |
Aldi Aqua Classic, Medium, Brandenburger Urstromquelle | 4 mg/l |
Aldi Aqua Culinaris Classic, Medium, Still, Erberskopf-Quelle | 2 mg/l |
Aldi Aqua Culinaris Classic, Euregio Quelle | 4 mg/l |
AquaRömer Sanft&Still, Sanft & Still Quelle, Großerlach | 4 mg/l |
Bad Dürrheimer Naturell, Bad Dürrheimer Mineralbrunnen | 4 mg/l |
Black Forest Still, Hansjakob-Quelle | 1 mg/l |
Brunnthaler Naturell Spritzig Still, Brunnthaler Quelle | 4 mg/l |
Edeka Gut & Günstig classic, medium, still, Baruther Johannesbrunnen | 4 mg/l |
Finkenbach Quelle classic, medium,
Finkenbach-Quelle Rothenberg/Odenwald-Finkenbach |
0 mg/l |
Graf Metternich Varus classic, medium naturelle, Graf Metternich-Varus-Quelle | 3 mg/l |
Gräfin Mariannen, Gräfin Mariannen Quelle | 4 mg/l |
Isartaler Classic, Medium, Sanft, Lidwinen-Quelle | 4 mg/l |
Lebensquell Medium Naturell, Hornberg | 1 mg/l |
Netto Urstromtaler, Classic, Medium, Naturell, Urstromtaler Quelle | 4 mg/l |
Netto Vitalitasia Classic, Medium, Naturell, Source de Ciseau | 3 mg/l |
Pyraser Waldquelle, Naturell, Sanft, Spritzig | 2 mg/l |
real Quality Classic Medium, Bergquelle | 2 mg/l |
Röhn Sprudel mit/ohne Kohlensäure | 3 mg/l |
Staatlich Bad Brückenauer Spritzig, Medium, Naturell, König-Ludwig-I-Quelle | 2 mg/l |
Vitrex naturelle, Seewald-Quelle | 4 mg/l |
Bad Brambacher Spritzig | 9 mg/l |
Bad Driburger Medium (Naturparkquelle) | 7 mg/l |
Bad Liebenwerda Medium | 7 mg/l |
Extaler Mineralquell mit Kohlensäure | 11 mg/l |
Globus Natürliches Mineralwasser (Adello Quelle) | 8 mg/l |
Lichtenauer Mineralwasser Medium | 13 mg/l |
Lidl, Saskia Quelle Löningen Classic | 10 mg/l |
Rewe, AquaMia Still (Vitale-Quelle) | 13 mg/l |
Gibt es auch Nachteile von natriumarmen Mineralwassern?
Ja, die gibt es. Hier müssen ganz klar die Kosten benannt werden. Mineralwasser kostet im Supermarkt durchschnittlich 19 bis 50 Cent pro Liter. Für Trinkwasser bezahlst Du sage und schreibe nur 0,2 Cent pro Liter. Das ist ein Faktor von 100 bis 250, den Du für Mineralwasser tiefer in die Tasche greifen musst, egal ob natriumarm oder -reich.
Tipps zum Schluss: Das solltest Du beachten
Natriumarmes Mineralwasser ist grundsätzlich eine gute Sache. Mit der Nahrung nimmst Du ohnehin zu viel Natrium auf, so dass Du mit natriumarmem Mineralwasser für einen adäquaten Ausgleich sorgen kannst. Um Dich insgesamt passend mit Flüssigkeit zu versorgen, solltest Du folgende Dinge beachten:
- Erkundige Dich bei Deinem örtlichen Wasserwerk nach dem Natriumgehalt des Leitungswassers. Wenn dieser sehr niedrig ist, brauchst Du kein teures natriumarmes Mineralwasser zu kaufen.
- Wenn Du Deinen Salzkonsum senken willst – und damit auch das Risiko für Bluthochdruck und Folgeerkrankungen – reduziere den Natriumgehalt in Deinen Speisen. Versuche nicht, durch weniger Trinken Natrium einzusparen.