Ist eine Osmoseanlage für das Aquarium sinnvoll?
Eine Osmoseanlage für Dein Trinkwasser ist unter gewissen Umständen sinnvoll, aber wie sieht es mit dem Aquarium aus? Wenn Du ein begeisterter Aquaristiker bist oder darüber nachdenkst, Dir ein Aquarium anzuschaffen, dann sollte Dein Hauptaugenmerk immer auf die Wasserqualität gerichtet sein. Und Du solltest daran denken, dass Fische keine Menschen sind und dass es viele Fische mit unterschiedlichen Bedürfnissen gibt, die unter gutem Wasser etwas anderes verstehen als Du. Deshalb werden wir in diesem Artikel beleuchten, ob eine Osmoseanlage eine sinnvolle Anschaffung für ein Aquarium ist.
Was wollen die Fische in Deinem Aquarium?
Inhaltsverzeichnis
Schon allein diese Frage ist nicht pauschal zu beantworten, weil es verschiedene Fischarten gibt. Aber schauen wir uns doch zuerst einmal an, welche Wasserwerte überhaupt relevant sind:
- Die Karbonat- und die Gesamthärte gibt an, wie viel Kalk im Wasser gelöst ist. Darunter fallen Calcium- und Magnesium-Ionen (Ca2+ und Mg2+) und Hydrogencarbonat-Ionen (HCO3–). Letztere agieren als Puffer und sorgen für einen stabilen pH-Wert. Je nach Fischart ist der optimale Wert der Wasserhärte unterschiedlich. Viele Süßwasserfische brauchen beispielsweise sehr weiches Wasser.
- Kohlendioxid und Nitrat sind Stoffwechselprodukte. Sie entstehen durch ganz natürliche Vorgänge, sollten aber nicht überhandnehmen. Ihre Konzentrationen werden durch allgemeine Pflege, Beleuchtung, Anzahl der Fische und richtige Fütterung reguliert.
- Nitrit und Chlor sind giftig für die Fische, und zwar in weitaus stärkerem Maß als für Menschen. Chlor kann eine Beigabe von Leitungswasser zur Desinfektion sein. Nitrit ist ein Abbauprodukt, welches beispielsweise bei zu viel Exkrementen im Wasser (gleichbedeutend mit zu viel Fischen) oder bei schlechter Filterung entstehen kann.
- Der pH-Wert gibt die Konzentration von Hydronium-Ionen (H3O+) und Hydroxid-Ionen (OH–) im Wasser an. Ein pH-Wert unter 7 steht für saures Wasser, ein höherer Wert für alkalisches Wasser. Teichfische mögen beispielsweise ein leicht alkalisches Milieu, tropische Fische bevorzugen dagegen eine leicht saure Umgebung.
- Sauerstoff und Mineralien sind Nährstoffe für die Fische. Mineralien sind auch in der Nahrung enthalten, aber ohne genügend Sauerstoff im Wasser können Fische ersticken.
Was liefert Leitungswasser den Fischen?
Leitungswasser hat in Deutschland Trinkqualität – für Menschen. Die Trinkwasserverordnung hat Grenzwerte für Schadstoffe wie Schwermetalle, Chlor, Nitrate, organische Substanzen, etc. festgelegt, die für Menschen unbedenklich sind, und die auch eingehalten werden. Die Wasserhärte kann regional stark variieren. Aquariumsfische haben eine deutlich geringere Körpermasse als Menschen und reagieren bei ganz anderen Schwellwerten auf Schadstoffe und andere Inhaltsstoffe des Wassers. Besonders empfindlich zeigen sie sich gegenüber desinfizierenden Substanzen wie Chlor oder gegenüber bakteriellen Belastungen, aber je nach Art auch gegenüber dem Härtegrad. Außerdem sollte berücksichtigt werden, dass sie sich permanent im Wasser aufhalten. Es ist ihr Lebensraum. Daher ist es sinnvoll, sich Leitungswasser genauer anzuschauen und herauszufinden, ob eine Osmoseanlage für das Aquarium hilfreich ist.
Was liefert die Osmoseanlage?
Eine Osmoseanlage (genauer: eine Umkehrosmoseanlage) für das Aquarium filtert Leitungswasser. Sie arbeitet nach dem Prinzip der Umkehrosmose und presst das Wasser aus der Leitung mit starkem Druck durch eine halbdurchlässige Membran und sorgt so dafür, dass auf der hinteren Seite ausschließlich reines Wasser vorliegt. Auf der vorderen Seite verbleibt mit Inhaltsstoffen angereichertes Wasser, welches als Abwasser abgeführt wird. Bei der Umkehrosmose werden zwei bis fünf Bar Druck erzeugt. Das gefilterte Wasser, welches Du für Dein Aquarium nutzen möchtest, ist im Prinzip Reinstwasser. Es enthält keine Giftstoffe, aber auch keine Mineralien mehr, hat faktisch die Härte 0 und einen pH-Wert von 7.
Ist Wasser aus der Osmoseanlage zu sauber?
Nein, es ist nicht zu sauber. Es ist nicht zwar nicht sinnvoll, das Wasser aus der Osmoseanlage direkt für das Aquarium zu nutzen, aber es liefert eine optimale Ausgangsbasis für Deine Fischhaltung. Je nach Art der Fische, die Du halten möchtest, kannst Du das Wasser nun remineralisieren und aufhärten. Mit im Fachhandel erhältlichen Aufhärtesalzen kannst Du die erforderlichen Wasserwerte und Lebensraumanforderungen Deiner Fische gezielt nachstellen.
Was passiert bei abweichenden Wasserwerten?
Es ist nicht so, dass die Fische bereits bei kleinsten Abweichungen von den Idealwerten eingehen. Es gibt aber tatsächlich robustere und empfindlichere Aquariumsfische. Bei Letzteren muss dann genauer hingeschaut werden. Aber gerade heimische Teichfische lassen sich sogar in deutschem Leitungswasser recht gut halten, wenn ein paar Mindeststandards bei der Wasserhygiene beachtet werden. Das gilt auch für einige exotische und empfindliche Fische bei entsprechend abgestimmten Härtegraden des Wassers. Die Fische leben dann zufrieden, aber sie produzieren beispielsweise keinen Nachwuchs. Wenn Du also statt der reinen Haltung explizit eine Zucht exotischer Fische anstrebst, dann musst Du mit Argusaugen auf die Wasserqualität achten. Und dann ist eine Osmoseanlage für das Aquarium besonders sinnvoll.
Osmoseanlage für das Aquarium: sinnvoll, oder nicht?
Ja, eine Osmoseanlage ist grundsätzlich eine sinnvolle Anschaffung für das Aquarium. Als passionierter Aquaristiker kannst Du durch den Einsatz einer Osmoseanlage – und entsprechend einer sinnvollen Aufsalzung – eine höhere Wasserqualität im Aquarium erreichen. Dadurch verbesserst Du die Lebensbedingungen im Aquarium. Vor dem Kauf einer Osmoseanlage ist es aus den genannten Gründen aber auch sinnvoll, dass Du Dich über die Bedürfnisse der eingesetzten Fischarten – und auch der Wasserpflanzen im Aquarium – informierst und ein passendes Konzept verfolgst, die Wasserqualität auf einem optimalen Niveau zu halten.